
v.l. Alexander Dieterle (Kfm. Direktor Gloria-Theater GmbH), Vincenz Wissler, (Bürgermeister Badenweiler), Dr. Dirk Thom (Geschäftsführer Badenweiler Tourismus GmbH), Jochen Frank Schmidt (Intendant und Komponist Gloria-Theater GmbH)
"Festspielhaus" Badenweiler
Mit dem Musical „Bikini Skandal“ startet Badenweiler in Kooperation mit dem Gloria-Theater im Festspielhaus ein neues, ambitiöses und vielseitiges Veranstaltungsformat, das nicht nur in die Bäderstadt, sondern in die gesamte Region ausstrahlen und ein breites Publikum von Freiburg bis Basel ansprechen soll.
Badenweiler möchte zu einem bedeutenden Veranstaltungsmagneten in der Region werden. Die im April 2022 unterzeichnete, auf 20 Jahre angelegte Kooperation mit dem Gloria-Theater Bad Säckingen wird nach 18-monatiger intensiver Vorbereitungszeit ab Herbst 2023 die ersten Früchte tragen und einen Schub für Badenweiler bringen. Bis Ende 2024 ist ein umfangreiches, buntes Eventprogramm geplant, dass viele Bevölkerungsgruppen anspricht und zu einem Publikumsrenner, nicht nur für Badenweiler, sondern für das gesamte Markgräflerland werden soll.
Der Intendant Jochen Frank Schmidt und der kaufmännische Direktor Alexander Dieterle vom Gloria-Theater sowie der Geschäftsführer der Badenweiler Tourismus GmbH (BTG) Dr. Dirk Thom und der Badenweiler Bürgermeister Vincenz Wissler im Interview über das neue Veranstaltungsformat „Festspielhaus“ Badenweiler, das erlesene Programm und die Zukunft des nicht ganz unumstrittenen Mammutprojektes.
Mit dem „Festspielhaus“ haben Badenweiler und das Gloria-Theater ein ambitiöses Projekt gestartet. Wie kam es zu dieser Entwicklung und was versprechen Sie sich von dem neuen Veranstaltungsformat „Festspielhaus“?
Jochen F. Schmidt
Vor etwa fünf Jahren hat uns der damalige Tourismusdirektor auf eine mögliche Kooperation des Gloria-Theaters mit Badenweiler angesprochen. Aus diesem Kontakt hat sich zunächst eine wage Idee gesponnen, die wir jetzt konkretisiert und dann den Deckel draufgesetzt haben. Bereits beim ersten Besuch in Badenweiler wurde uns klar, hier haben wir es mit einem schlafendenden Riesen, sozusagen einem Rohdiamanten zu tun. Badenweiler bietet mit dem postmodernen Kurhaus, dem offenen Foyer und dem René-Schickerle-Saal, der breiten Hotellerie und dem in der Nähe gelegenen Parkhaus so viel an einer für unsere Zwecke passenden Infrastruktur, das wir zugreifen mussten. Es ist aber auch klar, dass das Projekt ohne den Bürgermeister Vincenz Wissler, der sehr unterstützt hat und voll hinter dem Projekt steht, in dieser Form nicht hätte umgesetzt werden
können.
Vincenz Wissler
Für Badenweiler stellt die Kooperation mit dem Gloria-Theater und das nun laufende „Festspiel“ Format ein absolutes Attraktivitätsplus dar. Das Veranstaltungsportfolio wird damit nicht nur erheblich erweitert, sondern auch auf professionelle Füße gestellt. Wir haben da was wirklich Tolles für Badenweiler, den Tourismus und die Hotellerie hinbekommen.
Dr. Dirk Thom
Die BTG ist froh über die Kooperation mit dem Gloria-Theater. Für uns stellt die Kooperationsvereinbarung und das neue Veranstaltungsformat aber auch eine Gradwanderung dar. Einerseits sind wir sehr daran interessiert, den Tourismus zu steigern und das Gloria-Theater bietet uns ein professionelles, erfolgreiches Programm mit Erfolgsgarantie. Damit stärken wir nicht nur den Badenweiler Tourismus, sondern strahlen in einem Umkreis von 150 Kilometern in die gesamte Region – auch über Landesgrenzen hinweg bis in die Schweiz und das Elsass aus. Andererseits steht das Kurhaus weiterhin offen als Haus für Bevölkerung und Vereine sowie der bereits bestehenden Veranstaltungsprojekte.
Bereits seit April 2022 besteht nun schon die Kooperation zwischen dem Gloria-Theater und der Gemeinde Badenweiler. Wie genau gestaltet sich diese?
Jochen F. Schmidt
Das Gloria-Theater übernimmt mit der Kooperation die künstlerische Verantwortung – die Intendanz – und trägt das wirtschaftliche Risiko. Ich sehe mich selbst als DJ, der die Kernkompetenz, die wir uns im Gloria-Theater in Bad Säckingen insbesondere mit unseren Musicals erworben haben, nach Badenweiler bringt und auf der Bühne die Fäden zusammenzieht. Dabei sind wir gezwungen, das Publikum immer wieder mit einzubeziehen und den Trends auf dem Unterhaltungsmarkt Rechnung zu tragen.
Alexander Dieterle
Wir haben uns in Bad Säckingen einen sehr guten Ruf aufgebaut, den wir jetzt auch für Badenweiler einsetzen. Die technische Infrastruktur, aber auch der Mehrwert für die Interpreten ist sehr wichtig, um bekannte Künstlerinnen und Künstler, die ein breites Publikum anziehen, für Auftritte zu gewinnen. Diese Kontakte zu Agenturen und Verlagen laufen bei mir zusammen. Wichtig für die Zukunft ist, dass wir dabei vom Anspruch her immer am oberen Rand mitspielen.
Dr. Dirk Thom
Die BTG hat die technischen Voraussetzungen geschaffen, die nun exakt auf die Notwendigkeiten, die Musicalproduktionen benötigen, ausgerichtet sind. Der René-Schickerle-Saal wurde mit der neusten Licht- und Tontechnik ausgestattet. Und das war – da er unter Denkmalschutz steht – ein Drahtseilakt.
Was konnten Sie in der Zeit alles bewegen?
Jochen F. Schmidt
Wir haben ein Steinrad in Bewegung gesetzt und das hat viel Spaß gemacht. Ein so ambitioniertes Projekt hat nicht nur Befürworter, sondern auch Bedenkenträger. Insgesamt konnten wir aber viele Partner in der Region gewinnen – wie beispielsweise die Sparkasse Markgräflerland, zahlreiche mittelständische Unternehmen, Hotelbetriebe und auch die Medienhäuser.
Dr. Dirk Thom
Veränderungen haben den Nachteil, dass man vorher nicht weiß, was hinterher dabei herauskommt. Wir waren in einem permanenten Kommunikationsalarm unterwegs, um die Menschen über das Projekt aufzuklären. Das Projekt ist nicht als feindliche Übernahme zu sehen, sondern bietet einen Mehrwert für alle Beteiligten. Dieses gilt es immer wieder zu betonen.
Vincenz Wissler
Veränderungsängste und Kritiker gibt es bei allen großen Projekten, diese sind in unserem Fall aber nicht in der Mehrheit.
Im Oktober werden Sie in das Veranstaltungsprogramm starten. Was steht alles auf dem Programm und welches Publikum möchten Sie damit erreichen?
Jochen F. Schmidt und Alexander Dieterle
Unser Veranstaltungsportfolio spricht ein Publikum von 6 bis 96 Jahren aus allen Bevölkerungsschichten an. Dreh und Angelpunkt ist das Musical „Bikini Skandal“, unser erfolgreichstes Musical. Da aber nicht alle Menschen Musicals lieben – die Statistik liegt ungefähr bei 60%, die Fans sind zu 40%, die keine Lust auf Musicals haben – haben wir weitere Veranstaltungsformate ins Portfolio aufgenommen: Comedy, Kabarett und Tribute Shows, die wie beispielsweise Abba Gold oder die Simon & Garfunkel Revival Band europaweit bekannt sind und echte Konzerterlebnisse bieten. Auch Kindervorführungen, für die sich bereits viele Schulen angemeldet haben, stehen auf dem Programm.
Apropos Bikini Skandal – Herr Schmidt, sie haben das Musical, das in Bad Säckingen zu einem Dauerbrenner geworden ist, selbst geschrieben. Worum geht es und warum sollte das Publikum das Musical auf keinen Fall versäumen?
Jochen F. Schmidt
Rein wirtschaftlich ist der Bikini Skandal in Bad Säckingen das erfolgreichste Stück, das wir jemals gespielt haben. Es ist eine Show Reise in die 1950iger Jahre, ein Musical, ein Krimi, aber auch eine Modehommage an den Bikini. In einem beschaulichen Alpendörfchen wagt es die wohlhabendste Frau des Dorfes, einen Bikini zu tragen und wird am nächsten Tag tot aufgefunden. Plötzlich ist jeder verdächtig und das Dorf alles andere als beschaulich mehr. Wir haben die Zeit der heißen 50-iger auf die Bühne gebracht mit einem internationalen Ensemble, Live-Band, viel Rock´n´Roll und einer echten Isetta. Das Publikum darf gespannt sein.
Mit welcher Besetzung werden Sie in Badenweiler antreten?
Alexander Dieterle
Wir spielen mit einem internationalen Ensemble mit Künstlerinnen und Künstlern, die zum Teil bereits Jahre dabei sind. Es gibt aber auch immer wieder Neubesetzungen. Ausgewählt werden sie durch eine Jury, die aus der Choreographin Vanessa Vario, Jochen Schmidt und mir besteht. Durch eine gute Bezahlung, aber auch eine gute Dienstleistungsinfrastruktur für die Künstler haben wir uns in den letzten Jahren einen hervorragenden Ruf erworben. Gute Leute kommen gern zu uns und unter Fachkräftemangel leiden wir nicht. Da die Künstler sehr professionell sind, ist es für sie kein Problem, zwei Aufführungen an einem Tag zu stemmen.
Wird es für die Premiere von Bikini Skandal am
21. Oktober etwas Besonderes geben?
Alexander Dieterle
Die Premiere am 21. Oktober ist bereits ausverkauft. Es wird ganz sicher ein glamouröser Abend werden. Danach folgen weitere 16 Aufführungen bis zum 7. Januar 2024 – hier sind noch Karten erhältlich.
Und wie bewerten Sie die Zukunft? Wie geht es nach 2024 weiter?
Jochen F. Schmidt und Alexander Dieterle
Wir haben einen großen Respekt vor der neuen Aufgabe in Badenweiler. Erfolg braucht oft einen langen Atem. Wenn es uns gelingt, die Spielzeit 2023/24 erfolgreich zu sein und ein großes Publikum, aber auch weitere einflussreiche Partner für uns zu gewinnen, ist für die Zukunft noch viel möglich.
Dr. Thom
Das Projekt ist langfristig angelegt. Der Vertrag lässt uns 20 Jahre miteinander gehen. Wir sind guter Dinge, das die Erwartungshaltung in den kommenden Jahren fortgesetzt wird und wir uns ein uns langfristig gewogenes Publikum erarbeiten können. Badenweiler hat einen guten Ruf. Die Menschen haben mit dem neuen Veranstaltungsformat nun noch einen guten Grund mehr, in unsere schöne Kur- und Bäderstadt zu kommen und hier zu verweilen.
Dr. Andrea Kühne
Bildrechte: Interviewpartner © Bollenwood | Steck & Weisser Gbr. | Bilder Festspielhaus und Musical Bikini Skandal © Gloria Theater GmbH
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