Hisgier & Ufferbrut

Alte OsterBräuche im Markgräflerland

Ostern ist, noch vor dem Weihnachtsfest, das höchste Fest des Christentums, denn die Auferstehung Jesu begründet den Glauben an ein Leben nach dem Tod. Nach dem letzten Abendmahl am Gründonnerstag, dem Tod Jesu am Karfreitag und der Grabesruhe am Ostersamstag feiern die Christen am Ostersonntag die Auferweckung Jesus von den Toten.

Ei, Hase und Lamm gehören zu Ostern wie das Amen in die Kirche. Während das Ei und der Hase Zeichen von Fruchtbarkeit und neuem Leben sind – bereits in der Antike galt das Ei als Symbol des Lebens – ist das Lamm mit seinem weißen Fell ein Zeichen von Reinheit und ein uraltes Friedenssymbol. Das „Agnus Dei“ (Lamm Gottes) ist Zeichen der Auferstehung Christi.

Den Brauch, an Ostern Eier zu verschenken, gibt es etwa seit dem 16. Jahrhundert. Die Eiersuche hat sich, so wird vermutet, im 17. Jahrhundert im Elsass entwickelt. Damals waren während der christlichen Fastenzeit Eier auf dem Speiseplan tabu, doch die Hühner legten davon unbeeindruckt weiter. Um die Eier haltbar zu machen, wurden sie hart gekocht und traditionell rot eingefärbt, was an das vergossene Blut Jesus erinnern sollte.

Das Eiertütschen / Eiertitschen / Eierdatschen, also der Wettkampf um das härteste Ei, hat seinen Ursprung in der christlichen Religion: Das Aneinanderschlagen der Eispitzen und das Springen der Schale symbolisiert das Aufbrechen des Felsengrabs. In vielen Gemeinden des Markgräflerlands werden zahlreiche, bunt gefärbte Eier zum Schmücken der traditionellen Osterbrunnen verwendet.

Daneben gibt es Bräuche wie die Osterfeuer und die Osterkerze, die weit in vorchristliche Zeiten hineinreichen. Das Osterfeuer, das traditionell in der Nacht vom Ostersamstag auf Ostersonntag entzündet wird, ist Symbol für die Beschwörung der Sonne und die Vertreibung der dunklen Jahreszeit. Die Osterkerze vereint griechische, jüdische, römische und christliche Traditionen. Das „Licht Gottes“ (Lumen Christi) ist Symbol für Tod und Auferstehung – ein Zeichen der Hoffnung und Zuversicht, auch in den dunkelsten
Zeiten.

„Hisgier“

In Gemeinden des Markgräflerlands werden mit dem „Hisgier“ und der „Ufferbrut“ sehr außergewöhnliche Bräuche gefeiert, die nach den 1970iger Jahren verschwunden sind, um 2000 wieder belebt zu werden, und sich bis heute in einigen Ortschaften erhalten haben. Während der „Hisgier“ den scheidenden Winter symbolisiert, steht die „Ufferbrut“ für den kommenden Frühling und Sommer.

„Dr Hisgier isch e brave Ma“, mit diesem traditionellen Spruch beginnen die „Hisgier“ ihre Umzug, wenn sie an Lätare (zwei bis drei Wochen vor Ostern), Ostermontag oder Christi Himmelfahrt mit ihrem Gefolge in überwiegend evangelisch geprägten Gemeinden des Markgräflerlands unterwegs sind. Der Brauch mit der langen Tradition wird vor allem von der Dorfjugend gepflegt, wobei er im Aussehen, Kopf- und Schellenschmuck sowie Gehabe von Ort zu Ort variiert.

Der Name „Hisgier“ (auch Hisgir oder Hisgiier) leitet sich vermutlich vom alemannischen Dialekt ab und könnte etwa „Heischen“ oder „Bitten“ bedeuten. Ein Junge – heute sind auch Mädchen erlaubt – versteckt sich dabei unter einer Strohpuppe mit Schellengürtel, die aus Haselnussstecken, etlichen Weidenruten und langem Roggenstroh angefertigt wurde. Er zieht als „Hisgier“ mit seinem Gefolge von Haus zu Haus, sagt den Spruch auf und „erbettelt“ Eier, Süßigkeiten und Geld – beispielsweise am Ostermontag in Buggingen.

„Ufferbrut“ – Gegenpol und Repräsentantin des Sommers

Der weibliche Gegenpol zum „Hisgier“, die „Ufferbrut“ (auch Ufertbrut, Uffertbrütli, Ufahrtbrut), tritt weiß gekleidet, mit bunten Bändern, Schleier und Blumenkrone als Gegenpol zum „Hisgier“ und Repräsentantin des Sommers beispielsweise in Zunzingen oft an Christi Himmelfahrt auf – im Jahr 2025 zum Gutedeltag am 29. Mai in der Zeit von 9.00 bis 12.30 Uhr.

Der „Hisgier“ in Buggingen – eine wiederbelebte Tradition

Der Brauch des „Hisgier“ wurde, so Hans-Werner Ritter vom Bürgerverein Buggingen, bis in die 1970iger Jahre noch gelebt, danach geriet er in Vergessenheit. Erst mit der Gründung des Bürgervereins im Jahr 1999 – Alt-Bürgermeister Ernst
Erler unterstützte dabei die Wiedereinführung des „Hisgiers“ zu Ostern – wird der Brauch in Buggingen wieder regelmäßig am Ostermontag durchgeführt. In diesem Jahr am Ostermontag, dem 21. April bereits zum 26. Mal.
Der Umzug startet um 11.00 Uhr vom Bauernmuseum (Hauptstraße 23) aus durch den Ort. Wurde die Strohpuppe in Buggingen früher nach dem Umzug als Zeichen des Siegs über den Winter angezündet, wird sie heute bewahrt und ausgebessert im kommenden Jahr wieder verwendet.
Die Begleitung des „Hisgier“ in Buggingen sollte aus mindestens vier Kindern bestehen, es können gern aber auch mehr sein. „Die älteren Kinder führen ihn, da er aufgrund des Strohkegels nichts sehen kann, während die jüngeren vorauslaufen, um die Leute schon aus ihren Häusern zu holen“, berichtet Hans-Werner Ritter, der den Brauch in Buggingen engagiert am Leben erhält und schon wieder zu einer Tradition gemacht hat. „Wir hatten auch schon den Fall, dass insgesamt drei Strohfiguren durch Buggingen gezogen sind, je nachdem, wie viele Kinder sich beteiligen“, so der Organisator. „Voraussetzung ist, dass eine erwachsene Person die Gruppe begleitet.“ Die vielen gern gegebenen guten Gaben werden dann am Ende unter den teilnehmenden Kindern und Jugendlichen gerecht verteilt – der „Hisgier“ bekommt wegen seiner schweren Aufgabe – das Gewicht der Strohpuppe plus Schellen sollte nicht unterschätzt werden – einen größeren Anteil. Kinder und Jugendliche, die sich an dem spannenden Umzug beteiligen möchten, werden immer gesucht – auch außerhalb von Buggingen.

Dr. Andrea Kühne

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