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Wenn Fadenspindeln, Stickereien
und Motivstempel ihre Spuren im
Porzellan hinterlassen

Ein Blick in das Keramikatelier von Lena Andres

Sie schauen den Betrachtenden fröhlich an: die Hasenbilder der Müllheimer Keramikerin Lena Andres. Mit einer ganz speziellen Verfahrenstechnik findet der Transfer der Hasenfotos auf selbst hergestellte Porzellankacheln statt. Muster und Farben in Pastelltönen geben den Kacheln eine besondere Anmutung. Schon die Hasenmotive neben zahlreichen anderen Tiermotiven sind zusammen mit ihren Gefäßen in einer ebenfalls einmaligen Optik ideale Geschenkideen mit künstlerischem Anspruch.

Die Kachel mit den Hasenmotiven sind nur eines der Produkte – oder besser gesagt – eines der Kunstwerke, mit denen die studierte Bildhauerin und Keramikerin auch auf Keramikmärkten bis in den Kölner Raum begeistert. Doch was macht den großen Unterschied zu den vielen hochkarätigen Keramiker am Oberrhein aus? Es ist die Technik und das Material, die seit einigen Jahren in der Branche aufhorchen lässt. Es geht nicht um die klassische Tonerde, das Drehen des Werkstoffs auf einer Drehbank und dann der Brand. Vielmehr benutzt Lena Andres Limoges-Porzellan, das angerührt in Gussformen eingefüllt wird. Dabei erhalten die Porzellankeramiken ihre Oberflächenstruktur, ihre Form und werden erst vor dem zweiten Brand von der Keramikerin veredelt. Seit drei Jahren hat sich Lena Andres mit ihrem Keramikatelier in Müllheim niedergelassen.

Von der Bildhauerei hin zur Keramik

Um die Arbeitstechnik und die Gestaltung ihrer Kacheln, ihrer Tassen, Schalen, Vasen und Dosen besser verstehen zu können, ist ein Blick in ihren Werdegang notwendig. Die heute 43-jährige Künstlerin hatte ursprünglich Bildhauerei und Kunst studiert. Damals arbeitete sie mit verschiedenen Materialien wie Stein, Holz, Treibholz und manchmal auch mit deren Abgüssen, die sie dann gestalterisch weiterentwickelt und entsprechend bearbeitet hatte. „Mich haben damals die verschiedenen Materialien, deren Eigenschaften und Strukturen interessiert“, erzählt Lena Andres. Es war die Neugier, ihre Kreativität und ihr handwerkliches Können, das sie mit viel Neugier zu neuen Kunstwerken führte. „Dann kam ich eines Tages an einer Töpferei vorbei und dann war es um mich geschehen“, erinnert sie sich an ihr Praktikum, das sie dort spontan absolvierte. Das war im Jahr 2011 in einem kleinen Ort bei Waldkirch. Mit großem Enthusiasmus ging sie sprichwörtlich ans Werk, lernte in dieser Töpferei das Drehen auf der Töpferscheibe und brachte sich im Laufe der Zeit einiges selbst bei. Der Weg führte sie an die Fachschule für Keramikgestaltung in Höhr-Grenzhausen bei Koblenz, wo sie sich in einer zweijährigen berufsbegleitenden Ausbildung weiteres Wissen und Techniken aneignete. Damit war der Weg für Lena Andres als selbständige Keramikkünstlerin vorgezeichnet.

Eigene Designs in Porzellan

Der Keramikerin war von Anfang an klar, dass sie sich nur mit eigenen Gestaltungen, Formen, und Glasuren von sich reden machen kann. „Ich musste meinen eigenen Weg finden. Deshalb habe ich ganz viel ausprobiert, bis ich mein Design, meine Formen und Farben wie auch mein Material gefunden habe“, erzählt sie weiter. Doch welche Rolle spielen dabei Fadenspindeln, Stickereien und Stempel? Sie geben das Design der typischen Andres-Keramiken vor. Die Kunst-Keramikern sammelt seither unzählige Fadenspindeln mit aufgewickelten Restfaden, die sie meist aus Spinnereien, auf Märkten und mittlerweile von Freunden und Bekannten erhalten hat. Diese Struktur gibt vielen der Gefäße eine ganz besondere Optik. Seit ihrer Ausbildung zur Bildhauerin spielen für sie die Oberflächenstrukturen eine wichtige Rolle. Sie nutzt ihre künstlerische Sichtweise und führt ihre Kenntnisse und Sichtweise mit der Keramiktechnik zusammen. Es ist eine Art von Synthese aus Moderne und Tradition, die bei jungen wie bei älteren Kunden auf große Begeisterung stößt.

Wie arbeitet Lena Andres?

Unterschiedliche Fadenrollen ergeben beim Gipsabdruck auch verschiedene Oberflächenstrukturen. Die Formen werden mit der Limoges-Porzellanmasse ausgegossen, getrocknet, vorsichtig ausgelöst und mit verschiedenen Glasuren veredelt. Die Farben werden von ihr selbst kreiert. Die Außenwände der Gefäße werden dabei meist ausgespart. Die Veredelung mit Glasuren geschieht nach dem ersten Brand bei hoher Hitze. Dann erfolgt der zweite Brand. Alle unglasierten Flächen bleiben wie es bei Porzellan gewünscht ist hell und hat eine ganz besondere Lichtwirkung. Ganz nebenbei: Weil die Keramiken von Lena Andres bei hohen Brenntemperaturen entstehen, sind sie absolut dicht und spülmaschinenfest. Ein Vorzug, von dem besonders die Gebrauchskeramiken wie Tassen, Platten, Gefäße wie Vasen, Dosen und viele andere Porzellankeramiken profitieren. Und sie sind wie es sich für Porzellan gehört dünnwandiger als klassische Tonkeramik. Im Laufe eines Jahres erarbeitet die Keramikerin neue Strukturen. Dazu ist sie ständig auf der Suche nach neuen Fadenspindeln, die sich durch die Wickelweise, durch die Fadenstärke und durch ihre Formen unterscheiden. Längst stapeln sich unzählige unterschiedliche Gussformen auf den Regalen in ihrem Atelier. Heute setzt sie auch andere Materialien, mit denen einzigartige Strukturen und Motive entstehen können, ein. So versieht sie in einer anderen Designlinie – Material, Verarbeitung und Glasur sind die gleichen – die Strukturen von klassischen Stickereien, die sie gekonnt als Strukturstempel nutzt. Bei diesen Keramikobjekten bleibt die Außenseite glatt. Oder sie fertigt sich beispielsweise aus handelsüblichen Lackierrollen Stempel an. Oft kommen Pinsel, kleine Farbtupfer zum Einsatz, die die Objekte noch akzentuieren.

Motiv-Kacheln

Zurück zu den Hasen-Kacheln. „Es ist eine Art Fotodrucktechnik, bei der das Motiv vor dem Brand aufgebracht wird“, erklärt sie. Dabei spielt auch ein Kopierer mit seinem eisenoxidhaltigen Toner eine Rolle. Nur soviel: Der schwarze Toner verändert sich durch den Brand und nimmt einen Sepiafarbton an. Mehr verrät sie allerdings nicht. Die meisten Tier- und Naturmotive stammen aus der Kamera ihres Mannes, der professionell fotografiert. Viele der Tiere erzählen eine individuelle Geschichte. „Ich arbeite gerne mit Tiermotiven“, betont die Keramikerin. Wer möchte kann sogar mit einem eigenen Foto eine Kachel als Sonderanfertigung verzieren lassen. Die Kacheln können Wandbilder sein, als Untersetzer genutzt werden oder zu einer schönen farbenfreudigen Kollage kombiniert werden. Manche setzen sie als Motivkachel auch in einen Fliesenspiegel ein, wie das erst kürzlich in einem Hotel im Schwarzwald im Sanitärbereich geschehen ist. Ganz wichtig ist Lena Andres, dass die Kunden die Kacheln anfassen und betrachten können. „Die Haptik ist bei diesem Produkt besonders wichtig“, erklärt sie. Ein Grund dafür, dass dieses kunsthandwerkliche Produkt bis heute nicht in ihrem Webshop zu finden ist. Ihre außergewöhnlichen Keramiken können interessierte Liebhaber moderner Keramik mit Tradition in ihrem Keramikatelier kennenlernen. Lena Andres zeigt ihre Produkte auch auf Töpfermärkte in Kandern, Freiburg, Waldshut, weiter weg im Bodenseeraum oder in Stuttgart. Eine der größten Töpfermärkte ist in Frechen bei Köln. Dort wurden sogar ihr Fadendesign mit seiner besonderen Oberflächenwirkung als Motiv für das Veranstaltungsplakat genommen. Natürlich können interessierte Kunstbegeisterte Lena Andres in ihrem Atelier besuchen und ihre Produkte betrachten, in die Hand nehmen und erwerben. Das Atelier findet sich im Gebäude der Firma für historische Baustoffe von Sebastian Juhnke.

Lena Andres, Keramikatelier
Mauchener Straße 10, 79379 Müllheim
Tel. 0151/23613129
Homepage/Webshop: www.lena-andres.de