Krippenbautradition erfährt Renaissance

Weihnachtsvorfreude – „Kleine Krippenausstellung“ im Münstertal

Immer wieder zur Advents- und Weihnachtszeit zeigt sich im Markgräflerland eine bereits jahrhundertealte Tradition, die tief in der christlichen Kultur der Region verwurzelt ist: der Krippenbau. Schon seit Jahrhunderten stellen die Menschen zu Weihnachten detailreiche Krippen auf, die das Geschehen rund um die Geburt Jesu darstellen. Dabei spielt nicht nur die religiöse Symbolik eine Rolle, sondern auch die Liebe zum Detail und zur Handwerkskunst.

Dank der Münstertäler Krippenbauer hat der Krippenbau in der Region in den letzten Jahrzehnten eine Renaissance erlebt. Viele der Krippenbauer im Münstertal sind wahre Künstler, die mit handwerklichem Geschick und viel Herzblut ihre Krippen bauen und dabei regionale Besonderheiten miteinbeziehen. So werden die Figuren und Szenen häufig mit typischen Schwarzwald-Motiven kombiniert: Bauernhäuser mit tiefen Dächern, Berglandschaften und lokale Tiere wie Ziegen oder Kühe finden sich in vielen der Krippen wieder. Neben traditionellen Krippen aus Holz und Ton gibt es auch moderne Ausführungen, bei denen die Krippenbauer mit neuen Materialien und individuellen Ausdrucksformen experimentieren. Doch egal, ob traditionell oder modern, der Krippenbau im Münstertal bleibt eine lebendige Tradition, die das Weihnachtsfest in der Region auf besondere Weise bereichert und einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung und Weiterentwicklung des kulturellen Erbes der Region und des Zusammenhalts der Gemeinschaft leistet. Die Krippen verbinden die Menschen im Tal und ziehen Gäste und Touristen auch aus der Schweiz und dem nahen Elsass an, die sich auf Weihnachten einstimmen und die vorweihnachtliche Atmosphäre genießen möchten.

Wurde im letzten Jahr – wie alle fünf Jahre – von den Münstertaler Krippenbauern eine „Große Krippenausstellung“ in der Belchenhalle organisiert, steht in diesem Jahr eine kleine, aber feine Ausstellung in der Trudpertskapelle im gleichnamigen Kloster auf dem Programm, ein schönes Ausflugsziel speziell auch für Familien, welches für glänzende Kinderaugen sorgt. Wanderbegeisterte können alternativ oder zusätzlich das frisch renovierte Bildstöckle mit den Figuren der Heiligen Familie am Eichboden besuchen.

Kleine Krippenausstellung 2024

In ihrer Ausstellung in der barocken Trudpertskapelle zwischen Friedhof und Kloster St. Trudpert zeigen die örtlichen Krippenbauer in diesem Jahr neben der großen, fast schon legendären Dekan Strohmeyer Kirchenkrippe, eine Jugendkrippe sowie zwei bis drei Hauskrippen.
Die ältesten Krippenteile der Dekan Strohmeyer Krippe – mit 3,5 Meter Breite, 1,8 Meter Höhe und 1,5 Meter Tiefe gehört sie zu den großen Kirchenkrippen – reichen bis in das Jahr 1870 zurück und tragen Einflüsse vom Südtiroler Krippenbau. Nachdem die Kirchenkrippe von 1912 bis 1960 jährlich im barocken Gotteshaus St. Trudpert ausgestellt wurde, geriet sie in Vergessenheit. Die Münstertäler Krippenbauer sorgten durch die Restaurierung der Dekan Strohmeyer Krippe dafür, dass sie schon seit Jahren wieder ausgestellt werden kann – ein glänzendes Beispiel für eine ungebrochene Brauchtumspflege im
Münstertal.

Öffnungszeiten
Die „Kleine Ausstellung“ 2024 wird am 4. Adventssonntag, dem 22. Dezember, um 11.45 Uhr feierlich eröffnet und ist bis zum Dreikönigstag, dem 6. Januar, montags bis freitags von 14.00 bis 17.00 Uhr sowie samstags, sonn- und feiertags von 11.00 bis 17.00 Uhr zu besichtigen. Der Eintritt ist frei. Spenden sind willkommen.

Das Bildstöckle auf dem Eichboden als weihnachtliches Wanderziel

Das Bildstöckle auf dem Eichboden mit den Krippenfiguren der Heiligen Familie ist als markanter Punkt mit schöner Aussicht im Münstertal ein ganzjähriges Wanderziel. Ein Besuch hat aber in der Advents- und Weihnachtszeit einen besonderen Reiz, 2024 besonders auch, weil das Bildstöckle mit den Holzfiguren der Heiligen Familie nach einer Renovierung zum Weihnachtsfest in neuem Glanz erstrahlt.
Im Jahr 1996 als Dank für die Organisation der ersten großen Krippenausstellung (1994) von den Münstertäler Krippenbauern errichtet, hatte das Bildstöckle im Laufe der Zeit durch Wind und Wetter einige Schäden erlitten. Das Dach musste neu eingedeckt und auch das Geländer und der umgebende Zaun erneuert werden. Die Holzfiguren der Heiligen Familie wurden sorgfältig abgelaugt, ausgebessert, nachgeschnitzt und farblich angepasst. Ein Kleinod ist entstanden.

Der Weg zum Eichboden

Vom Parkplatz an der Belchenhalle (Abt-Columban-Weg, Münstertal) den Neumagen aufwärts bis zur Gufenbachwegbrücke gehen. Dort rechts dem Gufenbachweg ca. 200 m folgen und dann links den Weg
hinauf zum Eichboden nehmen.

Münstertäler Krippenbauer

Die Münstertäler Krippenbauer sind eine lose Interessengemeinschaft mehrerer Dutzend Gleichgesinnter, die sich im Jahr 1993 zusammengeschlossen haben, um die Tradition des Krippenbaus wach zu halten. Der harte Kern um Vorstand Bertram Mutterer besteht aus etwa zehn bis 15 Personen. Im Advent 1994 wurde zur ersten „Großen Krippenausstellung“ mit damals 33 Hauskrippen geladen. Bis heute wurden 28 Ausstellungen (zwei sind wegen Corona ausgefallen) organisiert – und zwar sieben „Große Ausstellungen“ im Fünf-Jahres-Rhythmus und 21 „Kleine Ausstellungen“ in der Trudpertskapelle. Mit einer „Krippe im Klostergarten“ wagten die Krippenbauer um die Jahrtausendwende im Klostergarten von St. Trudpert ein Krippenspiel mit lebenden Akteuren, Menschen und Tieren zu dem Hunderte Besucherinnen und Besucher kamen.
Die „Großen Ausstellungen“ in der Belchenhalle – die nächste wird im Jahr 2028 sein – umfassten 60 bis 70 private Hauskrippen und drei bis vier ehemalige hundertjährige Pfarrer- oder Kirchenkrippen, welche von den Krippenbauern fachkundig restauriert wurden.

Dr. Andrea Kühne

Weitere Infos

Münstertäler Krippenbauer
Vorsitz: Bertram Mutterer
Tel. 07636/7131
Mail: bertram-mutterer@t-online.de

Ausflugs-Tipp

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