Kleines Weingut mit großem Potenzial
Weingut Christian Keller
Seit 2016 führt der Winzer Christian Keller in Vögisheim sein kleines Weingut als Vollerwerbsbetrieb. Dass er damit auf dem richtigen Weg ist, zeigen die Erfolge, die er von Anfang an für seine Weine erzielte. Im jüngsten Fall erhielten bei der Landesweinprämierung von neun angestellten Weinen zwei eine Silber- und sechs eine Goldmedaille. Die Teilnahme an Wettbewerben und die Medaillen sind für den gelernten Weinküfer aber nicht Selbstzweck. „Ich mache mit, damit ich weiß, wo ich stehe“, sagt er.
Christian Keller hat mit seinem Betrieb einige bemerkenswerte Alleinstellungsmerkmale. Da sind zunächst die Weinfässer aus Robinienholz, das in seinem eigenen Wald gewachsen ist und jahrelang gelagert wurde, bevor es von einem Betrieb bei Würzburg zu Fässern weiterverarbeitet wurde. Die Bezeichnung „Im Robinienfass gereift“ musste beim Weinbauverband erst einmal in die Dateien eingepflegt werden. „Das war bisher nicht vorgesehen“, schmunzelt Keller. Das Holz dominiert den darin gereiften Gutedel nicht in dem Maß wie ein Eichenfass, gibt ihm aber eine hauchzarte Karamellnote, die das Bukett elegant abrundet. Für seine Rotweine hat er auch Eichenfässer, natürlich auch aus Holz vom eigenen Wald.
Und 20 Prozent seiner Betriebsfläche von aktuell rund zwei Hektar sind mit Muskat-Ottonel-Reben bestockt, einer Sorte, die 1839 in Frankreich erstmals aus einem Sämling mit Muskat und Chasselas als Eltern selektiert wurde. Keller ist begeistert vom Aromenspiel dieses Weins. Aber die Pflanze sei eine Mimose, verrät er. Schon das Heften der jungen Triebe zur Unzeit, sprich wenn die Blütenansätze schon wachsen, kann zu der von den Winzern gefürchteten „Verrieselung“ führen, sodass am Ende nur wenige Beeren an der Traube hängen. „Wind mag die Muskat-Ottonel-Rebe auch nicht, obwohl die Klone in jüngster Zeit stabiler geworden sind“, sagt er. Er schenkt einen „Secco“ ein, einen Perlwein Muskat-Ottonel. Die sanfte Perlage unterstreicht den frischen Ton von Holunderblüte, der diesen Wein so charmant macht. Ein Fest für Zunge und Gaumen! Zwei seiner Muskat-Ottonel-Auslesen erhielten 2020 Goldmedaillen in der Bundeswein-Prämierung, weitere Auszeichnungen auf Landes- und Bundesebene folgen zuverlässig Jahr für Jahr. Ein Gutedel Qualitätswein trocken holte erstmals bei der noch jungen Kategorie „Swing“ (bis 11,5 Volumenprozent Alkohol) beim Mondial du Chasselas im waadtländischen Aigle eine Silbermedaille.
Das Vögisheimer Weingut befindet sich auf dem Hof seiner Eltern. In dem 300 Jahre alten Keller, wo jetzt die Weine reifen, befindet sich sogar eine gefasste Quelle. Der Boden besteht noch immer aus den originalen Steinplatten. Und die Probierstube oben war lange eine Küferwerkstatt, die zuletzt von seinem Großvater betrieben wurde. Manche ältere Vögisheimer erinnern sich noch an die Daubentürme im Garten, zu denen die Holzteile zum Trocknen aufgeschichtet wurden. „Ich bin stolz auf meine Vorfahren, die dieses Anwesen gekauft, aufgebaut und erweitert haben“, sagt Christian Keller. Er sei vom Weinbau schon immer fasziniert gewesen. Nach einer Lehre zum Weinküfer arbeitete er zuerst in der Winzergenossenschaft Auggen, dann in Bötzingen. Auggens Kellermeister Andreas Philipp wollte ihn aber wieder im Betrieb haben, und so wechselte Christian Keller abermals nach Auggen. „Anfangs hätte ich nie gedacht, dass ich mal selber eigenen Wein mache“, sagt der 38-Jährige heute. Die Idee sei langsam gereift. Stück für Stück habe er dann seine Reben aus dem Vertrag mit der Winzergenossenschaft herausgenommen, um sie in Eigenregie zu bewirtschaften. Die Namen der Lagen lassen sich hören: Vögisheimer Sonnhalde, Müllheimer Sonnhalde, Auggener Schäf, Feldberger Paradies. „Ich betrachte mich als Handwerker, der etwas möglichst Gutes herausbringen will“, sagt er. Und: „Meine Werkstatt ist draußen“. Schon im frühen Stadium im Sommer sehe er, was man aus der heranreifenden Ernte machen könne. Der ganzheitliche Ansatz mit einer naturnahen und umweltschonenden Bewirtschaftung der Flächen gefällt ihm. Der Vertrieb seiner Weine läuft ausschließlich über den Hof, die Kundschaft vergrößert sich stetig, allein durch Mundpropaganda. Sein Preissegment ist so gestaffelt, dass für alle Anlässe vom Vereinsfest bis zum gepflegten Apéro und mehrgängigen Menü etwas Passendes im Angebot ist. So hat er beispielsweise einen Gutedel Landwein im Drei-Liter-Gebinde für zwölf Euro. Die Flaschenweine kosten bei ihm zwischen sieben und 9,50 Euro. In diesem Jahr nimmt Keller mit 16 Weinen auch wieder am Müllheimer Weinmarkt teil.
Dorothee Philipp
Weingut Christian Keller
Waldstraße 1
Müllheim-Vögisheim
Tel. 0157 530 56104
Öffnungszeiten
MO – FR, 17.00 – 19.00 Uhr / SA, 9.00 – 12.00 Uhr
oder nach Vereinbarung
Bestellen kann man auch im Internet unter
www.kellerwein-baden.de
E-Mail: kellerkeller1@gmx.de

Christian Keller
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